- Schwerpunkt der Übung: Reaktion des Auges auf eine statische Komposition
- eigene Notizen und/oder Skizzen können hilfreich sein
- verlassen Sie sich auf das was Ihre Augen sehen und mit eigenen laienhaften Worten beschreiben können.
- es geht in der Übung darum, zu verstehen wie unsere Wahrnehmung funktioniert.

Giottos gesamtes Werk behandelt religiöse Themen. Er gilt als „der eigentliche Begründer der italienischen Malerei“ Mit seiner Malerei führte Giotto eine ganz neue Darstellungsweise in die Kunst ein: Er überwand die mittelalterliche Tradition der flächigen und bedeutungsperspektivischen Bildordnung. Seine im Ansatz perspektivische Gestaltung , die Körperlichkeit seiner Figuren und ihr individuelles Auftreten waren die Grundlagen, auf denen sich die Malerei der Renaissance entwickeln konnten.
Als bedeutendste Aspekte seines Schaffens gelten jedoch die hohe Natürlichkeit und Lebhaftigkeit seiner Figuren, ebenso wie die Vorbereitung der Perspektive.
Damit überwand er die ikonographischen Normen der byzantinischen Malerei, die seit Generationen die Maler des Abendlandes beeinflusst hatte. Er leitete die Entwicklung ein, die schließlich zu dem für die nachgotische Kunst in Italien (Rinascimento) typischen Realismus führte. „Giotto nun war es, der sich auf das Gegenwärtige und Wirkliche hin ausrichtete… das Weltliche gewinnt Platz und Ausbreitung, wie denn auch Giotto im Sinne seiner Zeit dem Burlesken neben dem Pathetischen eine Stelle einräumte“ (Hegel).
Während für die herkömmliche Malerei zweidimensionale Figuren charakteristisch waren, die als Symbole vor einem mit Symbolen dekorierten flächigen Hintergrund angeordnet waren, stellte Giotto plastisch modellierte Individuen in einen perspektivischen Raum, die zueinander Beziehungen unterhalten.


„Beweinung Christi“
Andrea Mantegna, um 1480 (?)
Tempera auf Leinwand
66 × 81,3 cm
Pinacoteca di Brera, Mailand
S. 21 Perspektive als Zwang (Pers).

Leonardo hat den Schrecken und die Bestürzung der Tischgesellschaft eingefangen. Dennoch präsentiert er dem Betrachter diese dramatische Szene geordnet, strukturiert, kontrolliert. Sämtliche Fluchtpunktlinien laufen auf die Stirn Jesu in der Bildmitte zu. Im Hintergrund verleiht die streng geometrische Wandaufteilung dem Bild Gliederung, Maß und Rahmen. Die ganze Darstellung atmet einen sorgsam aus-tarierten Gleichklang von Individualität und Gemeinschaft, von Bewegung und Ruhe. Leonardo da Vinci, 1494–1498

Die Diagonale S. 22/23 (Komp) Rundreise durch das Bild
Ein chaotisches Abendmahl
Struktur? Kontrolle? Gleichklang? Ruhe? Davon kann hier keine Rede sein: ein wüstes Durcheinander. Wild gestikulierende Menschen mit verrenkten Gliedmaßen, vermutlich kurz davor, über Tisch und Bänke zu gehen. Fast könnte der verwirrte Betrachter fürchten, gleich Augenzeuge einer Kneipenschlägerei zu werden. Auch hier ein langer Tisch, aber halb umgestoßen. Darauf Weinflaschen, Kelche, Schalen mit Früchten. Bedienstete hasten linkisch hin und her und vergrößern so das Chaos noch. Die Figuren scheinen aus dem Bild zu springen. Alle äußere Ordnung ist zusammengebrochen durch Jesu Ankündigung des Verrats. Ebenmaß und Harmonie sind durch die auseinanderstrebenden Linien aufgelöst, Konturen treten schroff hervor. Ein Kontrast aus gespenstischer Dunkelheit und gleißendem Licht. Das alles vermittelt ein Gefühl der Beunruhigung und Unsicherheit.
Jacopo Tintorettos „Abendmahl“, 1594 für die Kirche „San Giorgio Maggiore“ in Venedig gemalt, hat nichts von der würdevollen Innerlichkeit und der erhabenen Schönheit des Leonardo-Freskos. Stattdessen herrschen hier Chaos und Konfusion. Der komplizierte Bildaufbau, die rätselhaft-düstere Farbgebung, die heftigen Bewegungen der Figuren mit ihren verdrehten Körpern – all das bricht mit den herkömmlichen Abendmahls-Darstellungen: unbekümmert, herausfordernd, radikal.

Sakrale Geometrie S.16 (Komp) | Göttliche Symmetrie S.17 (Komp) | Das Dreieck S. 18 (Komp)
Von starker Theatralik ist seine Kreuzabnahme für die dortige Kathedrale, sowohl was die obere, erregt um den Leichnam Christi kreisende Gruppe betrifft als auch die um das Kreuz versammelte Gruppe von sechs Personen, bei denen er alle Abstufungen von Trauer und Schmerz durchspielt. In der leuchtenden Farbigkeit dieser Bilder zeigt sich noch Rossos Nähe zu Pontormo.

Gemälde von Jacopo Tintoretto
ist ein Ölgemälde auf Leinwand und datiert von ca. 1575–1580.
Bewegung, dynamisch über den Rahmen hinaus S. 21 (Komp)


Michelangelo Merisi da Caravaggio
„Bacchus“ (um 1596), Galleria degli Uffizi, Florenz (Barock)
Caravaggio zeichnete sich durch seine neuartige und realistische Bildgestaltung aus. Vornehmlich in der Behandlung christlicher Themen ging er durch Verknüpfung des Sakralen mit dem Profanen neue Wege. Seine bedeutendste malerische Innovation war das Chiaroscuro, die Hell-Dunkel-Malerei, als ein Gestaltungselement der Szenen.

Thomas Gainsborough, 1749/50 (Rokoko )
Öl auf Leinwand
69,8 × 119,4 cm
National Gallery (London)
S.15 Symmetrie/Asymmetrie
Gainsborough war wenig älter als 20 Jahre, als er das Doppelporträt des jung verheirateten Ehepaares malte. In dem Bild sind zwei Genres der Malerei, Porträt- und Landschaftsmalerei, vereinigt. Beide gehören zu den Spezialgebieten des Malers.
Farbkontrast: Lässigkeit und Kühle im Gestus. Kaltes „nüchtern“ zu nennendes , weißes Licht fällt auf Robert Andrews und seine Frau und lässt das Ehepaar wie losgelöst vor der lebendigen, in warmen , erdigen Tönen gehaltene Landschaft erscheinen. Links und Rechts führen Sichtachsen an der Figurengruppe vorbei in die Tiefe des Bildes , wodurch ein dynamischer Vorder- Hintergrundbezug hergestellt wird.

„Die Malkunst“ (Barock)
Jan Vermeer, um 1666/1668
Öl auf Leinwand, 120 × 100 cm ,Kunsthistorisches Museum
Goldener Schnitt und Harmonie S. 32/33 (Komp)

Max Beckmanns „Familienbild“ (1920) (Expressionismus)
Subjektive Perspektive S.50/51 (Pers.)